Yamaha MT-09Yamaha hat sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf gezogen. Im vergangenen Jahr noch Schlusslicht unter den japanischen Volumenherstellern, hat das Unternehmen den Absatz in Deutschland in den ersten neun Monaten des Jahres um über 80 Prozent gesteigert. Verantwortlich dafür ist auch die MT-09, mittlerweile das viertbestverkaufte Motorrad in Deutschland (hinter der noch stärker nachgefragten kleineren MT-07).

Das Erfolgsrezept sieht man der MT-09 eigentlich schon auf den ersten Blick an. Hier steht ein Motorrad ohne Schnörkel, das nur eines will – gefahren werden. Im Zentrum steckt der Dreizylinder, drumherum garnieren sich ein paar sonst noch notwendige Zutaten wie Lenker, eine scheinbar schwebende Sitzbank und die Räder. Die drei Krümmer mit zwei zusätzlichen Interferenzrohren münden rechts in einem kurzen, vor dem Hinterrad gestopptem Endrohr. Die Antriebseinheit wurde so mittig wie möglich zusammengefasst. Das hintere Zentralfederbein liegt fast schon horizontal. Tribut an die kompakte Bauweise ist der weit nach außen stehende Deckel des Kupplungsgehäuses, der gerne im Stand auf Tuchfühlung mit dem Knie geht.

Die leicht nach hinten versetzten Fußrasten mit dem umgelenkten Schaltgestänge drängt die MT-09 den Fahrer leicht in Richtung Vorderrad. Der Tank ist zu gut zwei Dritteln für den Knieschluss zurechtgeschnitten. Auch das recht spartanisch anmutende Digital-Cockpit, das an einem kleinen Ausleger montiert ist, und das nicht mittig, sondern links auf der Gabelbrücke angebrachte Zündschloss, signalisieren, dass überflüssiger Schnickschnack hier fehl am Platze ist. Der Halter des Frontscheinwerfers mit den beiden Blinkern wirkt wie eingehängt.

Schon der erste Zug am Gasgriff flößt Respekt ein. Bei kaltem Motor und erstem Kontakt mit der Fahrmaschine empfiehlt sich der etwas moderater ausgelegte B-Modus, der beispielsweise für Regenwetter gedacht ist, um langsam Bekanntschaft mit der bissigen Yamaha zu machen. Der automatisch nach Einschalten der Zündung hinterlegte Standard-Modus gibt schon gleich auf den ersten Metern zu erkennen, dass der Dreizylinder von spitzem Charakter ist. Sehr spontane Gasannahme und ebenso abruptes Entschleunigen beim Zudrehen des Griffs fordern etwas Eingewöhnung. Vorteil des raschen Gaswechsels: Wer sich in Kurven etwas verschätzt, kann blitzschnell wieder die gewünschte Linie finden. Ansonsten lässt sich die MT-09 mit dem breiten Lenker punktgenau führen.

Im A-Modus wird die Stellschraube dann ein ordentliches Stück weiter herausgedreht. Der Triple scheint noch einen Hauch befreiter durchzuatmen und auch das typische Dreizylinder-Pfeifen klingt noch einen halben Ton höher. Unter 3500 Umdrehungen in der Minute läuft der 847-Kubik-Motor ein wenig ruppig, um ab 5000 Touren seine sportliche Seite herauszukehren. Bei 8500 U/min wird dann noch einmal nachgepfeffert.

Ein kleiner Wermutstropfen ist das Digitalinstrument. Die Ziffern des Drehzahlmessers sind nicht nur recht klein, sondern liegen auch noch direkt neben der Cockpitumrandung. In der Mitte tummeln sich hingegen gleich drei Anzeigen (Kilometerzähler, Tacho und Uhrzeit) dicht gedrängt. Ein kleiner Scherz ist die „Eco“-Meldung unter der Tankanzeige – das Wort taucht einfach immer dann im Display aus, wenn Gas weggenommen wird oder die MT-09 mit konstanter Geschwindigkeit fährt. Auch ohne diesen Hinweis gibt sich die sportliche Mittelklässlerin beim Kraftstoffkonsum recht zurückhaltend. Bei uns waren es im Schnitt 5,5 Liter.

Recht genügsam sind auch die Preise: 7.495 Euro bzw. 7.995 Euro mit ABS (jeweils plus Nebenkosten) ruft Yamaha für die MT-09 auf – ein günstiger Wechselkurs für 85 kW / 115 PS und fast 90 Newtonmeter Drehmoment, die sich zudem noch auf so faszinierende Weise entfalten. (ampnet/jri)

Daten Yamaha MT-09

Motor: 3-Zylinder-Viertakt, 847 ccm, flüssigkeitsgekühlt
Leistung: 85 kW / 115 PS bei 10 000 U/min
Max. Drehmoment: 87,5 Nm bei 8500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: ca. 210 km/h
Getriebe: sechs Gänge
Tankinhalt: 14 Liter
Sitzhöhe: 815 mm
Leergewicht: 188 kg (fahrbereit
Bereifung: 120/70 ZR 17 (vorne), 180/ 55 ZR 17 (hinten)
Preis: 7.495 Euro

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